Rezension Jessi Kirby – Offline ist es nass, wenn`s regnet

Rezension Jessi Kirby – Offline ist es nass, wenn`s regnet

Autor: Jessi Kirby
Titel: Offline ist es nass, wenn`s regnet
Herausgeber: Loewe Verlag
Datum der Erstveröffentlichung: 14. Januar 2019
Buchlänge: 336 Seiten
Titel der Originalausgabe: The Other Side of Lost
ISBN: 3743203774
Preis: Broschiert 14,95€ / eBook 11,99€
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 Dieser Beitrag enthält Werbung, da es sich um ein Rezensionsexemplar handelt 

 

 

Stell dir vor, du öffnest an deinem 18. Geburtstag die Haustür und dort liegt ein Geschenk: ein riesiger Wanderrucksack, ein Paar Wanderschuhe und ein Trailtagebuch für den Yosemite Nationalpark. Würdest du loslaufen?

Mari entscheidet sich genau dafür, obwohl sie noch nie mehr als zehn Schritte zu Fuß getan hat. Von heute auf morgen tauscht sie Smartphone und Social Media gegen schneebedeckte Berge, reißende Flüsse und Blasen an den Füßen, aber auch gegen Sonnenaufgänge wie aus dem Bilderbuch, warmherzige Begegnungen und mutige Entscheidungen – denn der Yosemite verändert jeden.

Girl Online meets Der große Trip: Jessi Kirbys neuer Jugendroman ist eine kluge und emotionale Geschichte über ein Mädchen, das ihr Leben als erfolgreiche Influencerin gegen die raue Wildnis des Yosemite Nationalparks eintauscht – und dabei das Leben wieder lieben lernt.

Quelle: Loewe Verlag

 

 

 

“Ich wünsche uns, dass wir nie aufhören, Abenteuer zu erleben und Neues zu erfahren, dass wir immer wieder Dinge tun, die uns niemand zutraut, und dass wir mutig, frei und glücklich sind.” 

 

Als mein Mann und ich vor zwei Jahren unseren Urlaub planten und unsere Entscheidung auf Norwegen fiel, hatte das zwei Gründe:
Erstens sind wir beide nicht wirklich für lange Strandurlaube gemacht und zweitens lieben wir die Natur und das Wandern.
Ruhe anstelle überfüllter Meeresufer, Neues zu Fuß entdecken, unverbrauchte Luft atmen und das Gefühl von Freiheit im Rücken, das sind alles Dinge, die wir zu schätzen gelernt haben seit unser Alltag, aber auch unsere Freizeit immer stressiger wurden.
Abschalten, nicht nur den Kopf sondern auch das Handy, darum geht es bei unseren Trips, denn wir sind ONLINE, immer und überall erreichbar und so vernetzt, das man mittlerweile sogar weiß, was die Instagram-Freunde zum Frühstück essen (und mit viel Glück kann man sie sogar live dabei beobachten). 

Als ich dann letzte Woche überraschenderweise ein Blogger-Paket von Loewe erhielt, das neben dem Buch von Jessi Kirby auch eine Digital-Detox-Liste für eine persönlichen Challenge enthielt, war mein Interesse geweckt und ich habe mich spontan dazu entschlossen, sofort mit dem Lesen zu beginnen – was ich im Nachhinein definitiv nicht bereue. 
Denn wenn ein Buch dich berührt, dein Herz mit Freude und Trauer erfüllt, dich Dinge erleben lässt, die du nie für möglich gehalten hättest und dann so beeinflusst bist, dass du selbst die Welt bereisen möchtest, dann, ja dann, ist es ein wunderbares Buch zum Träumen und dahin schmelzen.

 

Es ist kalt und ich zittere ein bisschen, als ich die Arme strecke, doch als ich auch den Kopf hebe, ist das alles vergessen. Die weit gespannte tintenschwarze Himmelskuppel über mir ist mit Millionen winziger stecknadelgroßer Lichter gesprenkelt und es dauert nicht einmal eine Sekunde, bis eins davon durch die Dunkelheit schießt und einen dünnen Lichtstreifen hinterlässt.
Ich habe einen Kloß im Hals und mir kommen die Tränen. Das ist mein Willkommensgruß und ich weiß genau, woher er kommt.

 

An Maris 18. Geburtstag sieht auf ihrem Instagram-Kanal alles aus wie immer. Ein liebevoll arrangiertes Bild vom gesunden Frühstück, ein bisschen Yoga im neuen gesponserten Outfit (bezahlte Werbung versteht sich) und ein kleines Shooting mit Ian, ihrem Fake Freund, um die Likes hochzutreiben.
Doch was niemand weiß: Mari verbringt ihren Geburtstag ganz allein. Denn seit sie vor ein paar Jahren ihre Cousine und ehemals beste Freundin Bri gegen ihr erfolgreiches Social Media Leben eingetauscht hat, besteht ihr Alltag häufig nur aus einsamer Bildbearbeitung und der Suche nach dem neuen perfekten Schnappschuss.
Doch dieser Tag, dieser Geburtstag, ist etwas Besonderes für Mari.
Sie erinnert sich daran, wie sie und Bri sich versprochen haben, mit 18 den John Muir Trail durch den  Yosemite-Nationalpark zu begehen. Doch Bri ist nicht mehr da.
Als am nächsten Morgen ein fertig gepackter Rucksack mit dem Reisetagebuch von Bri vor Maris Tür steht, weiß sie, dass sie etwas ändern muss. Es startet mit einem YouTube Video, in dem Mari ihr gefaktes Online-Leben beendet und sich den gepackten Rucksack schnappt, um endlich zu erfahren, was das Leben wirklich für sie bereithält. Fest entschlossen, für ihre Cousine diesen Hike zu meistern, macht sie sich ganz alleine auf den Weg ins Unbekannte.
Anfänglich ist Mari noch recht unbeholfen und merkt, wie schnell sie an ihre Grenzen stößt. Ganz auf sich gestellt und ohne Erfahrung wandert sie Tag für Tag in Bri`s viel genutzten Trekkingschuhen die Ziele ab, die ihre Cousine in ihrem Reisetagebuch aufgelistet hat und bekommt dadurch auch viel Zeit zum Nachdenken. Sie zweifelt immer wieder an sich und ihrem Vorhaben und ist oft unschlüssig, ob sie nicht lieber einfach kehrt machen soll. Doch dann trifft sie auf eine kleine Gruppe Wanderer, mit denen sie schnell Kontakt knüpft und geht von nun an den Weg mit ihnen gemeinsam.

Was mir an Offline ist es nass, wenn`s regnet gefallen hat, war vor allem das erste Drittel.
Zu erleben, wie Mari einen klaren Schnitt in ihrem Leben macht um einer neuen, freibestimmten Zukunft entgegenzutreten, fand ich wirklich sehr bewundernswert. Die bedrückende Stimmung mit all ihrer Trauer wirkte wirklich sehr authentisch auf mich und auch ihre persönliche Entwicklung in dieser relativ kurzen Zeit hat mir sehr gut gefallen.
Die atemberaubenden Beschreibungen des Yosemite-Nationalparks haben zudem unfassbar viel Fernweh in mir ausgelöst. Wenn ich beruflich nicht gebunden wäre, hätte ich mir am liebsten meine Wanderstiefel geschnappt, um den Spuren von Mari und Bri zu folgen – aber vorerst muss dieses Kopfkino wohl reichen. 

Was mich jedoch etwas gestört hat, war die Liebesbeziehung zu Spontan-Reisebegleiter Josh. Irgendwie scheinen Jugendbücher nicht ohne sie auszukommen – auch nicht auf dem Weg zu sich selbst.
Für mein Gefühl war diese unnötig und hat den Eindruck einer behelfsmäßigen Lösung hinterlassen, um auch ein jüngeres Publikum anzusprechen.
Versteht mich nicht falsch, die Freundschaften, die durch den Trail entstanden sind, waren wichtig, das hin und her einer Beziehung hingegen nicht.
Auch das Mari und ihre Reisebegleiter Ibuprofen eingeworfen haben wie Bonbons, fand ich etwas bedenklich.
Aber das sind zwei Mankos, über die man zwischen den Sonnenaufgängen und dem Sternenhimmel schnell hinwegsehen kann, denn die eigentliche Massage hat mich unheimlich berührt.

Leute, es gibt so viel da draußen zu entdecken!
Sternschnuppen, die nicht einem YouTube Video entspringen. Freunde, die auch offline immer für dich da sind, um dich in die Arme nehmen, wenn es dir dreckig geht.
Die Natur, die Stille, das Rauschen eines wilden Flusses. All das gibt es fast immer gratis, wenn man sein Leben auch ab und an Offline lebt. 

 

 

Offline ist es nass, wenn`s regnet ist ein traurig-melancholisches Buch, voller wunderschöner und warmherziger Momente, die uns zeigen, was alles möglich ist, wenn wir nur den ersten Schritt wagen.

 

 

♥ Vielen Dank an den Loewe Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars! ♥

 

 

Über die Autorin
Jessi Kirby hat früher als Englischlehrerin und Bibliothekarin gearbeitet, bevor sie ihre Liebe zum Schreiben fand. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Kalifornien, wo sie das Meer und die Berge immer wieder zum Schreiben motivieren. Offline ist es nass, wenn’s regnet ist ihr sechstes Jugendbuch.

Quelle: Loewe Verlag   

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