Autor: Gerhard Roth
Titel: Die Hölle ist leer – Die Teufel sind alle hier
Herausgeber: Fischer Verlag
Datum der Erstveröffentlichung: 24.04.2019
Buchlänge: 368 Seiten
ISBN: 978-3-10-397213-9
Preis: HC 25,00€ / eBook 22,99€
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♥ Dieser Beitrag enthält Werbung, da es sich um ein Rezensionsexemplar handelt ♥
Der Übersetzer Emil Lanz lebt allein in einem Haus auf dem Lido von Venedig und beschließt, seinem eintönigen Leben ein Ende zu setzen. Auf der Suche nach einem guten Platz zum Sterben betrinkt er sich und schläft ein. Als er erwacht, beobachtet er einen Mord. Aber ist wirklich passiert, was er gesehen hat? Oder ist sein Selbstmordversuch doch gelungen, und er bewegt sich von nun an in einer anderen Dimension? Als einziger Zeuge des Mordes gerät Lanz jedoch in höchste Gefahr. Er, der eben noch sterben wollte, will nur noch überleben und sieht die Welt wie nie zuvor. Welche Rolle spielt die rätselhafte Fotografin Julia Ellis, welche das tote Flüchtlingsmädchen am Strand? Ist die Wirklichkeit tatsächlich nur das, was wir wahrnehmen? Lanz nimmt es mit einem übermächtigen Gegner auf – dem Unsichtbaren.
Quelle: Fischer Verlag
Dann dachte er wieder an seine Pistole, an en Tod und das Nicht-Sein. Er würde zu einem Tropfen im Meer werden, sagte er sich. Nichts würde sich durch seinen Tod ändern – andere Menschen würden sein Haus bewohnen, sich am Strand sonnen und glücklich oder traurig sein, an ihr Alter denken, an ihre Krankheit und nicht zuletzt an ihren Tod.
(Seite 24)
Nachdem eine Freundin von mir letztens das Cover zu Die Hölle ist leer die Teufel sind alle hier bei mir im Bücherregal entdeckt hat, war sie sofort hin und weg davon – genau wie ich, als ich es damals zum ersten Mal gesehen habe.
Und nachdem sie auch den Klappentext mit großen Augen durchgelesen hatte kam die Frage, vor der ich mich insgeheim eigentlich drücken wollte: Kannst du das Buch denn empfehlen oder für wen eignet sich die Geschichte?
Naja um es kurz zu machen: Es liest sich wie ein halbwegs spannender Krimi-Reiseführer durch Venedig und Umgebung. Punkt. Nicht mehr und nicht weniger.
Und fast schon hätte ich meine Rezension damit auch beendet, denn mehr scheint mir hier beim besten Willen nicht einzufallen.
Aber dann habe ich kurz innegehalten und mich gefragt, warum ich zum Teufel nochmal das Buch dann überhaupt bis zum Ende gelesen habe, wenn es doch so nichtssagend für mich war?
Ja warum eigentlich?
Zum einen fand ich die Thematik und die Figuren wirklich spannend und gut beschrieben. Ich wollte unbedingt wissen, wie sich die Geschichte entwickelt und wo das Ganze überhaupt hinführen soll. Auch die Einleitung und Einführung von Emil Lanz als Hauptcharakter fesselten mich von Beginn an. Er, der trinkfreudige österreichische Übersetzer, der nun als wohlhabender Witwer verzweifelt versucht einen geeigneten Platz zum Sterben zu finden und dabei Zeuge eines Mordes wird klingt bestimmt für manche äußert klischeehaft, hat für mich aber gepasst.
Doch dann kam der Knackpunkt. Die anfangs noch interessant wirkenden Details über den venezianischen Alltag und die zahlreichen Straßennamen samt Gebäudebeschreibungen nahmen überhand und überforderten mich. Ich konnte mich nach und nach immer weniger auf die eigentliche Geschichte konzentrieren und der Handlungsverlauf rückte immer weiter in den Hintergrund.
Stattdessen war mein Kopf damit beschäftigt die verschiedenen Straßenkulissen nachzustellen und meine Finger dabei, die im Buch genannten Sehenswürdigkeiten zu googeln.
Auch mutierte der egozentrische Emil Lanz zu einem unglaubwürdigen Womanizer und die dubiosen Flüchtlingsschleuser, die meiner Meinung nach mehr im Vordergrund hätten stehen sollen, wurden Zusehens blasser.
Irgendwann habe ich dann abgeschaltet, nicht mehr mitgefiebert und mich schon gar nicht mehr konzentrieren können. Und leider hat das alles dazu geführt, dass ich jetzt, zwei Wochen nach dem Lesen von Die Hölle ist leer die Teufel sind alle hier nicht mal mehr das Ende wiedergeben könnte.
Und was habe ich meiner Freundin nun geantwortet:
„Lies es, bilde dir deine eigene Meinung. Verschwendet ist die Zeit mit diesem Krimi-Reiseführer definitiv nicht“.
Denn wenn es eins bewirkt hat dann, dass ich nach 10 Jahren unbedingt noch einmal nach Venedig reisen möchte.
Ein Krimi, der im eigentlichen Sinne keiner ist.
Ich kann hier leider keine direkte Leseempfehlung aussprechen sondern euch raten es selbst zu lesen und dann zu urteilen.
Für jedes Buch gibt es eine passende Leserschar, meinen Geschmack hat es nur bedingt getroffen.
♥ Vielen Dank an den Fischer Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars! ♥
Über den Autor
Gerhard Roth, 1942 in Graz geboren, lebt als freier Schriftsteller in Wien und der Südsteiermark. Er veröffentlichte zahlreiche Romane, Erzählungen, Essays und Theaterstücke, darunter den 1991 abgeschlossenen siebenbändigen Zyklus ›Die Archive des Schweigens‹. Anschließend erschienen die Bände des ›Orkus‹-Zyklus: die Romane ›Der See‹, ›Der Plan‹, ›Der Berg‹, ›Der Strom‹ und ›Das Labyrinth‹, die literarischen Essays über Wien ›Die Stadt‹ sowie die beiden Erinnerungsbände ›Das Alphabet der Zeit‹ und ›Orkus‹. Zuletzt erschien der Roman ›Grundriss eines Rätsels‹.
Quelle: Fischer Verlag