Rezension Joseph Fink und Jeffrey Cranor – Willkommen in Night Vale

Rezension Joseph Fink und Jeffrey Cranor – Willkommen in Night Vale

Autor: Joseph Fink und Jeffrey Cranor
Titel: Willkommen in Night Vale
Herausgeber: Klett-Cotta
Datum der Erstveröffentlichung: 30. Oktober 2017
Buchlänge: 378 Seiten
Titel der Originalausgabe: Welcome to Night Vale
ISBN: 978-3608961379
Preis: HC 19,95€ / eBook 9,99€
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 Dieser Beitrag enthält Werbung, da es sich um ein Rezensionsexemplar handelt 

 

 

Jackie Fierro betreibt schon lange das örtliche Pfandhaus in Night Vale. Eines Tages verpfändet ein Fremder einen Zettel, auf dem in Bleistift die zwei Worte »King City« geschrieben stehen. Jackie hat sofort ein merkwürdiges Gefühl. Kaum ist er in Richtung Wüste verschwunden, erinnert sich niemand an ihn – aber Jackie kann das Papier nicht mehr aus der Hand legen. Zusammen mit der alleinerziehenden Mutter eines jugendlichen Gestaltwandlers geht Jackie daran, das Rätsel von »King City« zu lösen. Ihr Weg führt die beiden in die Bibliothek von Night Vale, die allerdings noch kaum jemand wieder lebend verlassen hat…

Quelle: Klett-Cotta

 

 

Sobald ich ein Buch beendet habe, weiß ich kurz danach eigentlich immer ziemlich genau, wie auch meine Rezension in etwa dazu aussehen soll: Welche Sätze will ich verwenden, welches Resümee will ich ziehen. Aber als ich vor kurzem Willkommen in Night Vale von Joseph Fink und Jeffrey Cranor beendet habe, war alles anders.
Anders deshalb, weil ich noch nie ein Buch wie dieses gelesen habe. Anders, weil mir hier die skurrilsten Szenarien, die absurdesten Einfälle und die schrägsten Typen zwischen zwei Buchdeckeln begegnet sind, seit ich lese – und ich hab wirklich schon viel gelesen.
Man könnte auch sagen: Der Wahnsinn hat in Night Vale eine neue Heimat gefunden und genau dieser Wahnsinn hat mich von Anfang bis Ende gepackt und selbst danach nicht mehr losgelassen. 

 

Sie verstand die Welt und ihren Platz darin. 
Sie verstand nichts. 
Die Welt und ihr Platz darin waren nichts und das verstand sie. 
(Seite 9)

 

Die 19 jährige Jackie Fierro betreibt ein Pfandleihhaus in der Wüstenstadt Night Vale, in dem die Bewohner vom Auto, einer Träne, bis hin zum billigen Plastikflamingo alles verpfänden können, was sie nicht mehr benötigen. Eigentlich ist dort jeder Tag wie der andere, bis ein unbekannter Mann mit hellbraunem Jackett und einem Koffer aus Hirschleder das Geschäft betritt und einen Papierstreifen mit den Worten KING CITY auf den Tresen legt. Denn als Jackie diesen in die Hand nimmt wird sie ihn nicht mehr los – er klebt an ihrer Hand und taucht immer wieder dort auf – egal ob sie ihn verbrennt, zerknüllt oder in den Müll wirft. Und kurz darauf muss sie feststellen, dass nicht nur sie einen solchen besitzt, sondern dieser auch noch ihr Leben ungeahnt aus der Bahn wirft. 

Kurz zusammengefasst spiegeln diese paar Sätze den groben Inhalt von Night Vale wieder, aber auch sonst ist diese Stadt alles andere als ein gewöhnlicher Ort. In ihr leben nicht nur Menschen wie Jackie, sondern auch Gestaltenwandler, Geister und Engel. Wenn man dort den falschen Leuten eine SMS schickt, kann einem das Telefon schon mal bis auf den Knochen in den Daumen stechen und Türen werden hier nach Ladenschluss verschlossen aus den Angeln gehoben und versteckt. 

 

Da ist dieses Haus. Es ist nicht anders als andere Häuser. Also, stellen Sie sich dieses Haus vor. 
Andererseits ist es ganz anders, als andere Häuser. Stellen Sie sich dieses Haus also noch einmal vor. 
Abgesehen davon, dass es zugleich anders und nicht anders als andere Häuser ist, ist es genau wie alle anderen Häuser. 
(Seite 16)

 

Das klingt alles ziemlich abgefahren und ist es auch! Aber genau das lässt den Roman auch so charmant wirken, denn die beiden Autoren haben hier ein komplett neues literarisches Universum erschaffen, das mich persönlich ziemlich begeistern konnte. Sie spielen mit alltäglichen Gegebenheiten, die wir nur allzu oft einfach hinnehmen, stellen Verschwörungstheorien auf, die zuerst absurd klingen, sich dann jedoch in brisante gesellschaftliche Themen verwandeln (und plötzlich gar nicht mehr so abwegig erscheinen) und würzen alles mit einer Prise Wüstenhumor. Für mich war es eine perfekte Mischung und Wahnsinn und Wahrheit, Widersprüchlichkeiten und Absicht auf das sich jeder Leser unvoreingenommen einlassen sollte – denn heraus kommt ein Buch zum liebhaben und wohlfühlen mit einem frischen Blick auf den eigenen Alltag. 

 

 

Absolut lesenswerte Geschichte voller verrückter Ideen und noch verrückteren Charakteren. Bizarr, komplex und faszinierend!
Ich will definitiv mehr von Night Vale und wem es ähnlich ergeht, kann auch direkt mit Der lächelnde Gott weitermachen. 

 

 

♥ Vielen Dank an den Klett-Cotta Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars! ♥

 

 

Über die Autoren
Joseph Fink und Jeffrey Cranor, die Autoren des Kult-Podcasts „Welcome to Night Vale“ und der gleichnamigen Live-Tour, arbeiten schon seit Jahren erfolgreich zusammen. Fink, der Erfinder der Story, gründete bereits in jungen Jahren einen Kleinverlag. Cranor, der Theatermann, legte ihm die Idee zu einem Stück über eine Zeitreise vor – sie erarbeiteten es gemeinsam und führten die Zwei-Mann-Show 2011 (im New Yorker East Village) auf. Night Vale, Finks neues Projekt, reifte in beider Zusammenarbeit heran, und die erste von inzwischen über 40 Folgen „Welcome to Night Vale“  entstand.
Joseph Fink stammt ursprünglich aus Kalifornien, lebt heute jedoch woanders.
Jeffrey Cranor lebt im Staat New York.

Quelle: Quelle: Klett-Cotta  

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