Rezension Joseph Fink und Jeffrey Cranor – Der lächelnde Gott: Ein Roman aus Night Vale

Rezension Joseph Fink und Jeffrey Cranor – Der lächelnde Gott: Ein Roman aus Night Vale

Autor: Joseph Fink
Titel: Der lächelnde Gott: Ein Roman aus Night Vale
Herausgeber: Klett-Cotta Verlag  
Datum der Erstveröffentlichung: 30. August 2018
Buchlänge: 336 Seiten
Titel der Originalausgabe: It Devours
ISBN: 978-3-608-96263-5
Preis: HC 21,95€ / eBook 17,99€
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 Dieser Beitrag enthält Werbung, da es sich um ein Rezensionsexemplar handelt 

 

 

Nilanjana ist eine Außenseiterin in Night Vale, dem freundlichen Städtchen mitten in der Wüste. Sie arbeitet im Team von Carlos, dem angesehensten Naturwissenschaftler der Stadt. Eines Tages erhält sie den Auftrag, die Ursache von seltsamen Geräuschen, die aus der Wüste kommen, herauszufinden. Haben diese etwas mit dem rätselhaften Erdbeben zu tun, das das Haus des Eigenbrötlers Larry Leroy gleichsam verschluckt hat? Bei ihren Nachforschungen stößt Nilanjana auf eine religiöse Sekte mit Namen »Die Freudige Vereinigung des Lächelnden Gottes«, die ein schreckliches Geheimnis birgt. In Night Vale beginnt ein atemberaubender, vielleicht sogar tödlicher Kampf zwischen Wissenschaft, Glaube und religiösem Eifer.

Quelle: Klett-Cotta Verlag  

 

 

Das Städtchen Night Vale ist das völlig spleenige und süchtig machende Universum von Joseph Fink und Jeffrey Cranor. Bereits im ersten Band Willkommen in Night Vale (zu meiner Rezension geht’s hier entlang) bemerkt man, dass hier die Bewohner auf eine besonders absurd-abgedrehte Art und Weise leben und auch im zweiten Roman lernt man diese besondere Welt erneut noch ein Stück besser kennen. Nur ist die Rückkehr in das Wüstenstädtchen nicht mehr ganz so verwirrend, wie es am Anfang noch war, obwohl ich zugeben muss, dass mir der Einstieg eh nicht sonderlich schwer gefallen ist. 

Vier Jahre lebt Nilanjana nun schon in Night Vale, doch noch immer sie sich nicht ganz an die Besonderheiten der Stadt und dessen Bewohner gewöhnt. Als Wissenschaftlerin arbeitet sie an einem natürlichen Pestizid, das den Bauern bei der Bewirtschaftung ihrer Felder helfen soll, Kollegin Luisa hingegen untersucht das Verhalten von Kartoffeln und wie sie reagieren, wenn man sie mit Enttäuschung straft. Beides sehr angesehene Projekte, dessen Idylle aber von einer Katastrophe erschüttert wird, als ein Haus mit samt seinen Bewohnern am Rande der Stadt von einem großen Loch verschluckt wird. Und es bleibt nicht bei diesem einen Vorfall, denn schon bald muss auch das beliebte Schnellrestaurant Big Rico’s Pizza daran glauben – eine richtige Tragödie, hab es hier doch die beste Pizza, die ganz ohne den in Schlagen verwandelnden Weizen auskam.
Als Nilanjana es sich kurz darauf zur Aufgabe macht, den Ursachen für diese gefährlichen Löcher auf die Spur zu gehen, gerät die Kirche Die Freudige Vereinigung des Lächelnden Gottes in ihren Fokus, denn ihr Gott stellt sich als alles verschlingender Tausendfüßler heraus. 

Wie bitte?
Wer sich jetzt diese Frage stellt, hat vermutlich vorher noch nie etwas von Night Vale gehört und falls ihr zu diesen armen Menschen gehört, solltet ihr das dringend ändern, denn ganz ehrlich: Ich ziehe erneut meinen Hut vor dem Einfallsreichtum dieser beiden Autoren.
So läuft hier die Zeit mal vorwärts, mal rückwärts und vor allem lässt die Zeit auch Zeit aus, oder erfordert es beispielsweise für den Geschlechtsakt eine Genehmigung, die einen Bürokratie-Marathon nach sich zieht.

 

“Ja”, sagte sie. “Das Haus kenne ich. Es existiert nicht. Es sieht aus, als würde des existieren. Wenn man hinschaut, kann man es sehen, und es steht zwischen zwei weiteren, identischen Häusern, da wäre es also naheliegend, dass es existiert, eher, als das es nicht existiert, aber…”
(Seite 25)

In Der lächelnde Gott geht es vordergründig um den Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion und was Selbstüberschätzung, Abhängigkeit und Verblendung anrichten können. Dabei lassen Joseph Fink und Jeffrey Cranor ihrer skurrilen Kreativität wieder freien Lauf und ich war abermals mit Lachtränen und zustimmenden Nicken auf dem Sofa gefesselt.
Egal wie durchgeknallt es zugeht, die Wüstenstadt wirkt auf den zweiten Blick mit ihren eigenen Regeln immer herrlich normal. Ich fühlte mich ein Stück weit zu Hause und angekommen, was auch daran liegt, dass ich viele alte Bekannte aus dem Vorgängerband wiedergetroffen habe -jedoch könnt ihr das aktuelle Buch auch komplett unabhängig lesen, wobei euch hier meiner Meinung nach einiges entgehen würde.  

Ihr seht, ich bin wieder absolut begeistert von der Stadt in der es um alles und nichts geht. Um große und kleine Dinge. Um bleiben oder gehen.
Hier ist die Ursache der Auslöser – ein in sich geschlossener Kreis.

 

 

Der lächelnde Gott von Joseph Fink und Jeffrey Cranor ist liebenswürdig abstrus, nie albern, aber doch humorvoll. Er ist tiefgründig, abgefahren, sprachlich ausgezeichnet und ziemlich abenteuerlich.
Er gehört zu meinen liebsten Büchern und ist empfehlenswert für alle, die sich an den oben genannten Aspekten erfreuen können.
Klare Leseempfehlung von mir!

 

 

♥ Vielen Dank an den Klett-Cotta Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars! ♥

 

 

Über den Autoren
Joseph Fink und Jeffrey Cranor, die Autoren des Kult-Podcasts „Welcome to Night Vale“ und der gleichnamigen Live-Tour, arbeiten schon seit Jahren erfolgreich zusammen. Fink, der Erfinder der Story, gründete bereits in jungen Jahren einen Kleinverlag. Cranor, der Theatermann, legte ihm die Idee zu einem Stück über eine Zeitreise vor – sie erarbeiteten es gemeinsam und führten die Zwei-Mann-Show 2011 (im New Yorker East Village) auf. Night Vale, Finks neues Projekt, reifte in beider Zusammenarbeit heran, und die erste von inzwischen über 40 Folgen „Welcome to Night Vale“  entstand.
Joseph Fink stammt ursprünglich aus Kalifornien, lebt heute jedoch woanders.

Quelle: Kett-Cotta

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