Autor: Christian Handel
Titel: Rowan & Ash: Ein Labyrinth aus Schatten und Magie
Herausgeber: Ueberreuter Verlag
Datum der Erstveröffentlichung: 20. Juli 2020
Buchlänge: 416 Seiten
ISBN: 978-3-7641-7105-6
Preis: HC 17,95€ / eBook 14,99€
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♥ Dieser Beitrag enthält Werbung, da es sich um ein Rezensionsexemplar handelt ♥
Seit seinem dritten Lebensjahr ist Rowan O’Brien mit der Kronprinzessin von Iriann verlobt. Für seine Familie bedeutet die Heirat viel, versprechen sich die O’Briens mit der Verbindung doch eine Rückkehr an die Macht. Aber im Vorfeld der Hochzeit sorgen Gerüchte für Verstimmung: Rowans enge Freundschaft mit der gleichaltrigen Magierschülerin Raven wird von missgünstigen Stimmen aufgebauscht und großgeredet. Dabei empfindet Rowan nichts als Freundschaft für Raven. Die Wahrheit ist viel komplizierter: Rowan liebt keine andere Frau. Sondern den Königssohn Ash.
Quelle: Ueberreuter Verlag
Als ich im Herbst letzten Jahres Becoming Elektra von Christian Handel beendet hatte, war einer meiner Gedanken: Wow, der Mann kann schreiben! – und von da an war klar, dass egal welches Buch er als nächstes herausbringen mag, ich es auf jeden Fall lesen muss.
Hier ist es nun, Rowan & Ash liegt gelesen vor mir und es handelt sich diesmal um eine fantastische Liebesgeschichte zweier queerer Charaktere, deren Beziehung eigentlich nicht sein darf – in einem Land, dass auf Eheschließungen wert legt, die Macht bringen und den Frieden wahren.
Rowan ist der älteste Sohn der Familie O’Brien und seit seinem dritten Lebensjahr der Kronprinzessin Alyss versprochen, die er im nächsten Jahr auch endlich heiraten soll. Doch zuvor muss Rowan mit seinem Vater an einer wichtigen Ratssitzung in der Hauptstadt teilnehmen, um über den zukünftigen Umgang mit der noch übrig gebliebenen Magie im Land zu entscheiden.
Dort trifft er nicht nur auf Alyss, die ihre Zeit nutzt, um Rowan besser kennenzulernen, sondern auch auf den Prinzen Ash, den er bei einem Besuch auf dem Festland getroffen hat und dabei Gefühle in ihm geweckt hat, die er auf keinen Fall zulassen darf.
Tuath und Briann, warum haben mir die Götter das angetan? Warum lassen sie zu, dass ich so etwas fühle, wo ich doch weiß, dass es falsch ist? Wenn es eine Strafe ist, dann für was? Wenn es eine Prüfung ist, weshalb?
(Seite 115)
Als ich an einem Sonntagmorgen mit Rowan und Ash begonnen hatte, wollte ich mir zwischendurch nur eben schnell einen neuen Kaffee besorgen und habe dabei erschrocken festgestellt, dass ich fast schon bei der Hälfte der knapp 400 Seiten angelangt war.
Diese Tatsache spricht ja erst einmal für sich, denn wenn man so in ein Buch vertieft ist, dass man gar nicht mitbekommt, wie schnell die Zeit vergeht, hat der Autor definitiv einiges richtig gemacht.
Sowohl Rowan als auch Ash sind, beide für sich gesehen, sehr liebenswerte Charaktere, die zum einen selbstbewusst und stark auftreten können, aber auch Zweifel in sich tragen, ob die Liebe wirklich vor die Pflicht gestellt werden darf. Ich mochte die anfänglichen Gespräche der beiden Hauptprotagonisten und auch ihre zarten Annäherungen wirkten dabei sehr authentisch. Im Kontext mit dem mittelalterlichen Setting, der schwindenden Magie und den mysteriösen Artefakten hätte der Einstieg in dieses Buch also nicht besser sein können.
Aber, und jetzt kommt der Teil, von dem ich gehofft hatte, dass es ihn gar nicht geben wird, nach ca. der Hälfte verfliegt dieser Zauber leider und zurück bleibe ich als Leserin, mit meinen gemischten Gefühlen. Nur was ist passiert?
Um das zu erklären, muss ich wohl etwas weiter ausholen, denn wenn ich eines an Buchcharakteren gar nicht mag, dann ist das die Eigenschaft Entscheidungen anderer nicht zu akzeptieren und stattdessen etwas absolut Unüberlegtes und Dummes zu tun, das alle Beteiligten in Gefahr bringt – so auch hier.
Klar kann ich Ash ein Stück weit verstehen, denn natürlich merkt er, dass Rowan Gefühle für ihn hat und diese zu unterdrücken versucht, um dem Wunsch seines Vaters gerecht zu werden. Doch anstatt kurz zurückzurudern und Rowan ein wenig Freiraum zu geben, um Fehler zu machen und diese zu erkennen, rennt er blindlings und kopflos ins Verderben und zieht alle mit.
Wozu? Für mich war das die Stelle, an der ich für mich gemerkt habe, dass ab hier alles zu gewollt wirkt. Mehr Spannung, mehr Drama, das Finale muss schließlich etwas bieten und was eignet sich da besser als eine Rettungsaktion, um endlich die wahren Gefühle hervorzulocken?
Das klingt jetzt vielleicht hart, aber ich habe das mittlerweile schon so oft gelesen und will es einfach nicht mehr.
Und auch das Ende, der Part, von dem ich dachte, jetzt haut er mich bestimmt nochmal um, war leider nur ein laues Lüftchen. Ja es gibt ein Happy End und das haben sich Rowan und Ash definitiv mehr als verdient, aber kurz vor ihrem Outing, der Part, der mich am meisten interessiert hat, war Schluss. Kein Epilog, kein Ja, ich stehe zu meiner Entscheidung und meinen Gefühlen, egal was die Familie von mir erwartet, nur ein letzter Satz, der mich zwar berührt, aber nicht befriedigt hat.
Rowan bestreitet bis zum Schluss einen inneren Kampf in seinem persönlichen Labyrinth, nämlich den Mut aufzubringen sich zu akzeptieren, so wie er ist.
Es ist eine Botschaft, die nicht nur damals wichtig war, sondern heutzutage noch viel wichtiger geworden ist: Liebt, wen ihr lieben möchtet – Hauptsache ihr seid glücklich.
Mir fiel diese Rezension wirklich nicht leicht, da ich Christian Handel als Autor sehr schätze, aber dieses Mal habe ich mir einfach mehr erwartet.
Christian Handel hat mit Rowan & Ash ein wichtiges Buch über Akzeptanz und Mut geschrieben, dessen Message ich sehr mochte.
Gerne mehr queere und zauberhafte Protagonisten wie diese, nur das nächste Mal bitte ohne kopflose Hauruck Aktionen.
♥ Vielen Dank an den Ueberreuter Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars! ♥
Über den Autor
Christian Handel wurde in der Schneewittchen-Stadt Lohr am Main geboren, die im sagenumwobenen Spessart liegt. Inzwischen lebt er allerdings in Berlin und ist selbst davon überrascht, wie sehr er sich als Landpflanze im Großstadtdschungel wohl fühlt. Er begeistert sich für Stoffe über starke Frauen, märchenhafte Motive und queere Themen. Nachdem er lange Jahre als Blogger und freier Journalist über Bücher berichtet hat, schreibt er endlich auch selbst welche. Sein Debüt wurde für 2018 für den SERAPH nominiert.
Quelle: Ueberreuter Verlag