Rezension Sally Rooney – Normale Menschen

Rezension Sally Rooney – Normale Menschen

Autor: Sally Rooney
Titel: Normale Menschen
Herausgeber: Luchterhand
Datum der Erstveröffentlichung: 17. August 2020
Buchlänge: 320 Seiten
Titel der Originalausgabe: Normal People
ISBN: 978-3-630-87542-2
Preis: HC 20,00€ / eBook 15,99€
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♥ Dieser Beitrag enthält Werbung, da es sich um ein Rezensionsexemplar handelt 

 

 

Die Geschichte einer intensiven Liebe: Connell und Marianne wachsen in derselben Kleinstadt im Westen Irlands auf, aber das ist auch schon alles, was sie gemein haben. In der Schule ist Connell beliebt, der Star der Fußballmannschaft, Marianne die komische Außenseiterin. Doch als die beiden miteinander reden, geschieht etwas mit ihnen, das ihr Leben verändert. Und auch später, an der Universität in Dublin, werden sie, obwohl sie versuchen, einander fern zu bleiben, immer wieder magnetisch, unwiderstehlich voneinander angezogen. Eine Geschichte über Faszination und Freundschaft, über Sex und Macht.

Quelle: Luchterhand

 

 

 

Ich muss gestehen, dass ich zu diesem Buch wohl nie gegriffen hätte, wenn es nicht überall auf Instagram gezeigt worden wäre. Unter normalen Umstanden nämlich, landen solche Bücher, die ich zwar interessant finde, aber nicht dringend benötige, erst einmal auf meiner Wunschliste – und da liegen sie dann, bis irgendwer sie durchforstet und sie mir zu Weihnachten oder zum Geburtstag schenkt.
Aber die extreme Präsenz im Internet von Normale Menschen war nicht normal und deswegen musste ich es lesen. Und deswegen folgt jetzt auch eine Rezension zu eben jenem.

 

Marianne und Connell sind irgendwie ein Paar, irgendwie aber auch nur beste Freunde und manchmal auch gar nichts von beidem. Die meiste Zeit sind sie wohl irgendwas dazwischen.
Sie gehen auf die gleiche Schule in einer Kleinstadt in Irland wobei Connell sehr beliebt, Marianne hingegen eher eine Außenseiterin ist.
Connells Mutter arbeitet als Haushaltshilfe in Mariannes Familie und so kreuzen sich in der Freizeit zwangsläufig die Wege, wenn Connell seine Mutter abholt. Dabei kommen sie irgendwann ins Gespräch und werden Freunde, bald auch mehr – in der Schule jedoch, gehen sie sich komplett aus dem Weg. Und dieser Stein, der durch diese Begegnungen ins Rollen gebracht wurde, lässt sich nicht mehr aufhalten, selbst wenn sie es versuchen. Immer wieder fühlen sie sich zueinander hingezogen und können sich nicht lange fernbleiben. Auch dann nicht, als sich die Seiten vertauschen und Marianne am College die Rolle der beliebten Schülerin einnimmt und Connell ins Abseits gerät. Es ist wahrlich nicht einfach…

 

Darüber muss sie lachen, und es ist, als wäre alles zwischen ihnen gut, als lebten sie in einem leicht verschobenen Universum, in dem nichts Schlimmes geschehen ist, aber mit einem Mal hat Marianne einen coolen Freund, und Connell ist einsam und unbeliebt.
(Seite 90)

 

Wenn man mit Sally Rooneys Roman beginnt, könnte man denken, dass alles Geschriebene auf eine 0815-Geschichte hinausläuft: Junge liebt Mädchen, Mädchen liebt Junge, aber so ganz klappt das mit einer ernsten Beziehung nie.
Doch meine Faszination für Normale Menschen wuchs von Seite zu Seite, denn je weiter ich las, desto mehr Nuancen konnte ich auch zwischen den Zeilen wahrnehmen. Es ist nicht bloß eine mehr oder weniger unglückliche Liebesgeschichte, sondern dient auch als Sprachrohr, dass der heutigen Generation eine Stimme gibt. Welche Unsicherheiten und Ängste sie prägen, wieviel Essenzielles eigentlich ungesagt bleibt, obwohl sie die ganze Zeit über Kommunizieren. Wie oft es zu Missverständnissen kommt, weil eine Aussprache nie stattfindet – Distanz statt Konfrontation.

Es geht um intelligente junge Menschen, die sich verlieben und mit den daraus resultierenden Problemen umgehen müssen, denn Liebe ist ja oft kompliziert.
Und wie schon der Titel andeutet: Es passiert nichts Außergewöhnliches und gleichzeitig ist das auch ein Understatement. Denn natürlich ist es doch ganz groß, was hier geschrieben steht.

Normale Menschen ist für mich ein großartiger Roman über das Erwachsenwerden. Über die Liebe und die Probleme, die eine innige Beziehung mit sich bringt. Sally Rooney zeigt ihre verschiedenen Facetten und auch, wie sich soziale Konstellationen auf eine Bindung auswirken können.
Der Roman beschäftigt sich viel mit der Suche nach Identität und stellt auch das typische Rollenklischee in Frage, denn wie soll man sich frei entwickeln können, wenn gesellschaftliche Regeln diesen Weg versperren?

Für mich ein Buch, dass exakt den Nerv der Zeit trifft, weil es wahnsinnig authentisch geschrieben ist und perfekt aufzeigt, wie kompliziert eine junge Liebe sein kann.
Irgendwie altmodisch, aber nicht unbedingt traditionell.

 

 

 

Wenn die Liebe sich als Sicherheitsfaktor entpuppt.
Sally Rooneys erzählt in Normale Menschen schnörkellos und klar davon, wie sich zwei Menschen finden, verlieben und gegenseitig Halt geben.
Irgendwie tröstend und gleichzeitig auch traurig.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

 

 

♥ Vielen Dank an den Luchterhand Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars! ♥

 

 

Über die Autorin
Sally Rooney wurde 1991 geboren, ist in Castlebar, County Mayo, aufgewachsen und lebt in Dublin. Ihre frühen Arbeiten sind erschienen in The New Yorker, Granta, The White Review, The Dublin Review, The Stinging Fly, Kevin Barrys Stonecutter und der Anthologie Winter Pages. Sie studierte am Trinity College Dublin, zunächst Politik, machte dann ihren Master in Literatur. Sie war dort 2013 die Nr. 1 bei den European University Debating Championships. Rooneys Debütroman »Gespräche mit Freunden« war Book of the Year in Sunday Times, Guardian, Observer, Daily Telegraph und Evening Standard. Der Roman kam auf die Shortlist des Sunday Independent Newcomer of the Year Award 2017, des International Dylan Thomas Prize und des Rathbones Folio Prize 2018. Rooney war die Gewinnerin des Sunday Times/Peters Fraser & Dunlop Young Writer of the Year Award 2017, den u.a. auch Zadie Smith und Sarah Waters gewannen. Rooney ist inzwischen Redakteurin des irischen Literaturmagazins The Stinging Fly. Ihr zweiter Roman »Normal People« wurde für den Man Booker Prize 2018 nominiert und gewann u.a. den Costa Novel Award, den An Post Irish Novel of the Year Award und den British Book Award (Novel of the Year und Book of the Year).

Quelle: Luchterhand 

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